Vorbei
Der Raum war fensterlos. Die Wände lichtgrau. In jeder Ecke eine Kamera. An zweien blinkte ein rotes Lämpchen. Ebenso wie an dem Mikrofon auf dem Tisch.
Peters knallte Fotos auf den Tisch.
„Jetzt sag mir endlich, was da los war!“ forderte er mit energischem Ton. Er sah zornig auf den jungen Mann, der sich in seinen Stuhl fläzte, als ginge ihn das alles nichts an.
Unbewegte Miene. Schmale Lippen. Blasse Haut.
Eine tiefe Wunde – getackert – verlief von seiner linken Augenbraue bis zum Kinn. Daneben ein Anwalt in dunkelblauem Anzug.
„Mein Mandant möchte keine Aussage machen“ gab der Anwalt jetzt von sich.
Peters böser Blick traf jetzt ihn.
Er tippte mit den Finger auf die Fotos auf dem Tisch, das es knallte.
„Das da!“ er sah abwechselnd zwischen Mirko und diesem Firlefanz von Anwalt hin und her: „Waren seine Freunde! Und die sind jetzt tot.“ Er betonte „seine“ überdeutlich. Er war laut geworden. Diese flapsige Art des Jungen brachte ihn an den Rand des Wahnsinns. Er sah Mirko lange an.
„Wer ist den Wagen gefahren?“ fragte Peters.
Mirko hob langsam den Kopf.
Es klopfte.
„Jetzt nicht!“ brüllte Peters in Richtung Tür.
Sein Assistent schob den Kopf herein. Machte ihm ein Zeichen. Peters ging hin.
Sie flüsterten.
Peters setzte sich wieder.
Die Tür schloss sich.
Peters sah Mirko lange an.
„Jetzt!“ er machte eine erschöpfte Pause: „…jetzt reden wir von Mord!“
Mirko zuckte zusammen. Sah entsetzt zu seinem Anwalt. Hilfesuchend.
Der hob beschwichtigend die Hand. Bedeutete ihm zu schweigen und sah zu Peters.
„Sie haben nichts in der Hand. Sie können nicht beweisen, was in jener lauen Nacht an der Baracke geschah und niemand weiß, was Herrn … wie hieß er noch gleich? Meyer? widerfahren ist…Mein Mandant war im Vollrausch. Ist nicht vorbestraft und gerade mal 23.“
„Eberhard Meyer ist soeben verstorben.“
Eine Geschichte im Rahmen der abcEtüden auf Schreibeinladung von Christiane, die an dieser Stelle endet. Es war mir eine Freude, Sie alle durch das Pfingstwochenende zu begleiten.
Danke Kain, es war ein Genuss deine Story zu lesen. Chapeau!
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Bitte gerne! Dankeschön!
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Das ist so eine Geschichte, die mich mit einem großen „Ach, verdammt!“
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entlässt. Sie liest sich sehr realistisch, und du hättest sie bestimmt noch weiter fortführen können, aber hier ist ein guter Punkt für einen Cut.
Danke, habe ich sehr gerne gelesen, freut mich sehr, dass du dir die Etüden dafür ausgesucht hast.
Abendgrüße 😁🍷🥨🧀👍
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Es war mir eine Freude!
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Ja. das ist die Reaktion, die ich mir gewünscht habe…;)
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Das ist aber ein abruptes Ende, das viele Fragen offen lässt. 😉
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oder sie lässt Platz, sie selbst weiter zu denken
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Da hast du natürlich sehr Recht. 😉 Und meine Phantasie hat sich gestern Abend noch mit deiner Geschichte beschäftigt. 😉
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schön!
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So scheint es oftmals für die Komissare auszugehen: Mangel an Beweisen.
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Vollrausch ist immer noch die „beste Ausrede“. Maximal 5 Jahre. Egal wie viele Beweise.
Die Körperverletzung ist sicher anhand der Spuren nachweisbar, aber wenn zwei von drei Tätern tot sind, hat der verbleibende natürlich gute Karten.
Maximal schwere Körperverletzung mit Todesfolge…
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