Unten am See – abcEtüde 04*05*23 #5

Traurig zog der kleine Drache seine Decke hinter sich her. Seine Mutter hatte sie ihm gehäkelt. Das war schon soooo lange her. Eine dicke Träne kullerte über seine Wange. Er tappte müde durch den Wald. Er wusste nicht mehr, wo er war. Mit einem Zipfel der hübschen, flauschigen Decke wischte er sich über das Gesicht. Ließ den Kopf hängen und trottete weiter. Die Wipfel – weit über seinem Kopf – neigten sich zueinander und flüsterten über ihn. Doch er verstand sie nicht. Er blickte nach oben. Trottete weiter bis sich seine Decke in einer Wurzel verfing.
Filou fiel hin.
Schlug mit dem Bauch zuerst auf.
Ein kleiner Rülpser entfuhr ihm. Eine Mini-Stichflamme kam aus seinem Maul und strich knapp an einem hohen alten Baum vorbei.
Jedoch der kleine Busch, der direkt daneben stand, fing Feuer und brannte lichterloh.
Ein winziges Männlein sprang plötzlich dahinter hervor, riss sich seinen großen Zauberhut vom Kopf und schlug damit auf die Flammen ein.
Es dauerte eine Weile bis er das Feuer unter Kontrolle hatte, während sich Filou erschrocken die Hand vor den Mund hielt. Der kleine Drache sah dem Treiben entsetzt zu.
Als der Busch gerettet war, tobte das Männlein:
„Bist du denn verrückt geworden?! Weißt du nicht, welch edle Hölzer hier stehen“ schrie er den kleinen Filou an: „Das ist eine Elsbeere. Die kannst du nicht einfach abfackeln!…Was treibst du dich überhaupt hier herum?“
Filou sackte auf die Knie und weinte nun noch jämmerlicher. Er schluchzte:
„Ich…such doch meine …Eltern…“
Das Männlein hüpfte wie Rumpelstilzchen:
„Aber doch nicht hier!“ schrie er: „Hier im Wald! Da sind keine Drachen. Du siehst doch, was passiert!“ Er wies voller Empörung auf den verkohlten Busch:
„Geh zum See!“ herrschte er Filou an: „Da wirst du mehr Glück haben!“ und weg war er.

Ein Märchen im Rahmen der Schreibeinladung zu den abcEtüden von Christiane.