Im Rahmen der Schreibeinladung zu den abcEtüden von Chrstiane heute eine
Fortsetzung Marlen #7:
Triggerwarung
[ACHTUNG: Triggerwarnung: Dieser Text enthält Szenen psychischer Gewalt (Stalking), die belastend sein können und/oder Flashbacks auslösen oder Erinnerungen freisetzen. Bitte lesen Sie diesen Text nicht, wenn Sie fürchten müssen, getriggert zu werden!.]
Griesgrämig stöberte Marlen durch den Quelle-Katalog, der ihr genauso unerwünscht vor die Füße gefallen war wie der zweite Stapel Fotos, den ihr jemand in den Briefkasten gesteckt hatte.
Als der erste Packen vor drei Wochen gekommen war, hatte sie noch geglaubt, Tom hätte ihr einfach nur Fotos nachgeschickt, die sie selbst irgendwann gemacht hatte. Doch die neuen waren so…obskur, dass sie völlig entsetzt war: sie wie sie im Sessel am Fenster schlief. Sie während sie die Straße überquerte. Mal vor ihrer Haustür. Mal irgendwo in der Stadt. Ganz offensichtlich heimlich aufgenommen. Wahrscheinlich mit einem großen Zoom.
Blicklos blätterte sie Seite um Seite um und sah dabei doch nur immer wieder diese Fotos.
In einem plötzlichen Anfall von Empörung schleuderte sie den Katalog durchs Zimmer. Sie fühlte sich so ohnmächtig. Was bitte konnte man denn dagegen tun, gesehen zu werden? Fotografiert zu werden? Nicht mehr rausgehen? Das eigene Leben einstellen?
Dabei hatte sie gerade gedacht, es wäre vorbei. Einbildung. Sicher hatte hin und wieder ihr Telefon geklingelt. Die Nummer unterdrückt. Niemand meldete sich. Manchmal auch nachts. Aber sie hatte kurzerhand die Karte rausgenommen. Zerstört. Ein neues Handy gekauft. Von einem anderen Anbieter. Ihre Accounts hatte sie in allen Social Medias gelöscht. Bei Twitter einen neuen erstellt. Mit einem Schloss davor.
Obwohl sie am liebsten zu Tom gegangen wäre, um ihn zur Rede zu stellen, hatte sie schweren Herzens darauf verzichtet, weil in allen Ratgebern zu lesen war, dass man jeden Kontakt meiden sollte. „Keine letzten Aussprachen!“ stand da überall.
Wütend lief sie im Zimmer auf und ab.
Einer plötzlichen Eingebung folgend, schritt sie energisch zum Fenster und riss die Vorhänge zu.
Sie würde wohl doch zur Polizei gehen.
Sie musste etwas unternehmen. Sich ihr Leben zurückholen.
Das stelle ich mir so gruselig vor! Aber es passiert, leider.
Herzliche Grüße
Ulli
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wahrscheinlich häufiger als man sich vorstellt…sehr gruselig, bedrohlich und so wenig greifbar, rechtlich.
Grüße zurück!
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Überraschend, dass du die drei Worte so unerwartet und geschickt mit dem Versandhaus-Katalog abgehakt hast.
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oh. ich mag es, die Worte der jeweiligen Etüden-Runde „mitzunehmen“ und die Ideen einfach entstehen zu lassen und plötzlich war da dieser Satz in meimem Kopf und dann MUSSTE ich es aufschreiben…also nicht „abgehakt“ 😉
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Das Planen und Abarbeiten liegt mir auch nicht. Es ist, wie du es beschreibst: man hat die Worte im Kopf, trägt sie herum, und dann brüten sie sich quasi von allein zu einer Idee aus. Dann kann aufgeschrieben werden.
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Alle drei Wörter in einem Satz. Auch nicht schlecht.
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Ich fürchte, dass es nicht viel bringt, dass sie zur Polizei geht, aber ich würde es an ihrer Stelle auch tun. Danke für das Weiterspinnen! Danke für die Triggerwarnung!
Geschickt, das mit dem Katalog. (Frage: Quelle ist doch von der Konkurrenz geschluckt worden. Gibt es den Katalog überhaupt noch?)
Morgenkaffeegruß 😁☁️☕🥐👍
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ICH hab einen Quelle-Katalog und sie nerven alle paar Monate mit Rabattaktionen … 😉
Wer die Eigentümer sind, entzieht sich meinem Interesse … wahrscheinlich der Cerberus ;)…
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Ach, echt, die gibts also wirklich noch? 😀 Ich bin mit den Dingern groß geworden …
Eigentümer dürfte laut Impressum der Quelle-Homepage der BAUR Versand sein (die sitzen seit jeher in Burgkunstadt und bekriegen sich, seit ich denken kann), welcher Höllenhund hinter denen steht, interessiert wiederum mich nicht … 😉
Interessant, dass das Geschäft mit den Katalogen noch floriert, ich hätte gedacht, das hätte sich alles ins Internet verlagert.
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Die fahren natürlich zweispurig … ich hab auch im Inet bestellt, damals… und den Katalog gleich mitabbestellt… Aber manche mögens halt haptisch, wie ich beim Lesen ausschließlich 😉 …
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Bei Katalogen habe ich die Online-Variante inzwischen akzeptiert, weil ich mir denke, warum soll für mich ein Katalog/eine Broschüre gedruckt werden, den ich einmal durchblättere und dann wegschmeiße? Schade um den Baum.
Ansonsten stimme ich dir mehr als zu. Alles, was länger ist, lese ich bevorzugt nicht-digital. Blogs sind meist okay, aber schon bei Artikeln hätte ich die oft lieber gedruckt. Nur greift da das Gleiche wie bei Katalogen: Ich kaufe mir nicht für einen Artikel ein Magazin, wenn ich nicht absolut sicher bin, dass ich den Rest auch lesen will – schade um den Baum.
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„entzieht sich meinem Interesse muss ich mir merken“ 🙂
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nun: irgendwo muss sie ja anfangen, um das zu unterbinden; wenn sie die direkte Konfrontation nicht suchen sollte.
Sehr gerne spinne ich den Faden weiter. Allerdings geht es ja jetzt bald in die Winterpause….mal schauen, ob ich dann ein wenig oder „fremdeinwirkung“ weiterspinne.
Die Frage der Kataloge ist ja schon hinlänglich geklärt worden 😉
Schönen Abend!
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War mir auch neu, dass es tatsächlich noch physische Quelle-Kataloge gibt … Was man hier nicht alles so lernt ;-).
Die Geschichte selbst (also nicht die mit dem Katalog, sondern die Etüde) macht mir Gänsehaut.
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Mir ist übrigens jetzt erst aufgefallen, dass dein Etüdentitel ein Songtitel ist. Falls das Absicht war: Glückwunsch zur Songauswahl, den mag ich sehr (in der Hoffnung, dass es nur einen gibt …) 😉
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besten Dank! (ich kenne auch nur den einen Titel;))
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Ist ein Fehler, finde ich. Hab zwar lange nichts mehr von ihm gehört, aber damals ziemlich viel und gern 😁
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